GASTLAND ÖSTERREICH LEIPZIGER BUCHMESSE 27. BIS 30. APRIL 2023 GASTLAND ÖSTERREICH LEIPZIGER BUCHMESSE 27. BIS 30. APRIL 2023 GASTLAND ÖSTERREICH LEIPZIGER BUCHMESSE 27. BIS 30. APRIL 2023 GASTLAND ÖSTERREICH LEIPZIGER BUCHMESSE 27. BIS 30. APRIL 2023 GASTLAND ÖSTERREICH LEIPZIGER BUCHMESSE 27. BIS 30. APRIL 2023 GASTLAND ÖSTERREICH LEIPZIGER BUCHMESSE 27. BIS 30. APRIL 2023 GASTLAND ÖSTERREICH LEIPZIGER BUCHMESSE 27. BIS 30. APRIL 2023 GASTLAND ÖSTERREICH LEIPZIGER BUCHMESSE 27. BIS 30. APRIL 2023 GASTLAND ÖSTERREICH LEIPZIGER BUCHMESSE 27. BIS 30. APRIL 2023 GASTLAND ÖSTERREICH LEIPZIGER BUCHMESSE 27. BIS 30. APRIL 2023 GASTLAND ÖSTERREICH LEIPZIGER BUCHMESSE 27. BIS 30. APRIL 2023

Archive des Schreibens: Thomas Stangl

Im großen und immer breiter werdenden Kapitel der österreichischen Gegenwart nimmt der Autor Thomas Stangl eine ganz besondere Stellung ein. Das taktile Begreifen der Welt aus den Möglichkeiten und auch Ablenkungen des Texts zelebriert er am radikalsten. Und schließt hier eigentlich in der „Stunde null“ der übersehenen Moderne nach 1945 im Land an. Stangls Texte eröffnen ganz neue Welten – und nicht ohne Zufall leuchtet sein letztes Buch auch in der Nacht.

Wenn es so etwas wie eine „Stunde null“ der Moderne und des Radikal-Zeitgenössischen nach 1945 in Österreich gibt, dann beginnt diese Stunde für die Literatur im Land im September 1945 mit dem Text „Das vierte Tor“ im „Wiener Kurier“, den die bis dahin unbekannte, junge Autorin Ilse Aichinger verfasst hat. Geschichte, Erleben und Stimmen, die von der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft berichten, schieben sich als Texttektonik in den Erzählraum. Vollkommen neue Perspektiven gehen auf, und es scheint, dass dieser radikale Ansatz, die Mikroeinheit einer Erzählung und das Gesamtgefüge eines Texts zusammenzubauen, bis heute trotz Ingeborg Bachmann und vielen anderen fast uneingeholt ist.

Der 1966 in Wien geborene Autor Thomas Stangl, der nach dem Philosophiestudium und einer intensiven Auseinandersetzung mit der dekonstruktiven Literaturtheorie als Kritiker und Essayist in Erscheinung trat, scheint genau an diesen Ansatzpunkte der Welterfahrung Aichingers nach 1945 wieder anzuknüpfen. Texte ermöglichen eine Neu- und Umperspektivierung der Welt. Und in Stangls letztem Roman, „Quecksilberlicht“, geht die Reise in einer Welt los, die unweit vom „Vierten Tor“ der Ilse Aichinger liegt. Aichinger meinte mit dem Vierten Tor den jüdischen Teil des Zentralfriedhofes.

Stangl, so zeigt es das Porträt, ist mit dem Sammeln von Eindrücken befasst, die vor allem viel mit Topografien zu tun haben. Dass man dabei Fotos macht, ist Teil eines Sammel-, aber auch Hinterfragungsprozesses. „Wenn man genau sagen wollte, wer man denn in Freiheit wäre, wäre es gar keine Freiheit mehr, weil es ja wieder eine feste Definition ist“, so der Autor.

Das Projekt „Archive des Schreibens“
„Archive des Schreibens“ ist ein Kooperationsprojekt zwischen dem ORF und dem Gastlandprojekt Österreich bei der Leipziger Buchmesse 2023. TV, Online und Radio präsentieren gemeinsam die neue Generation des Schreibens in Österreich. Die Autorinnen und Autoren sprechen dabei über sich selbst, ohne dass jemand ihre Arbeit von außen kommentiert. Bis zum Österreich-Schwerpunkt bei der Leipziger Buchmesse 2023 sollen zahlreiche Porträts des neuen Schreibens entstehen und darüber hinaus weiter produziert werden.

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Text: Gerald Heidegger, Imogena Doderer