meaoiswiamia

Wen meint man, wenn man ‚wir‘ sagt?

Jedes ‚wir‘ birgt die Gefahr in sich, zu einer ideologischen Behauptung zu verkommen. Zugleich: eine Gesellschaft, die auf ein ‚Wir‘ pfeift, bringt sich um die Solidarität, die ihr sozialer Kitt ist.

Was bedeutet es, sich als Land, als Österreich auf internationalem Parkett zu präsentieren?

Es bedeutet, ein ‚Wir‘ einerseits zu behaupten, zugleich es in Frage zu stellen. Der Claim ‚meaoiswiamia‘ unterwandert einerseits das tief sitzende, brachiale ‚mia san mia‘, zugleich steckt darin ein Beschwören eines zarten, offenen ‚Wir‘, das sich ideologisch nicht funktionalisieren lässt.

Die Frage, wie ‚wir‘ als Gastland in Erinnerung bleiben wollen, dient mir als künstlerische Leiterin des Projekts als ethisch-ästhetische Richtschnur: was soll von ‚uns‘, also dem Gastlandauftritt Österreichs bei der Leipziger Buchmesse 2023, bleiben? 

Mein Wunsch wäre: dass ‚wir‘ als progressives, großzügiges, vielgestaltiges, geschichtsbewusstes, mehrsprachiges, selbstkritisches, humorbegabtes, erkenntnishungriges, zukunftsfreudiges, offenherziges, als Partner egalitäres und verbindliches Land in Erinnerung bleiben.

Als eines, das nicht rechthaberisch ist, dafür aber die Idee der ‚Gerechtigkeit‘ hochhält. Als ein Land, das weiß, dass Demokratie an keinem Ort und zu keiner Zeit in Stein gemeißelt ist, dass man sich um sie, die Demokratie, täglich bemühen muss – und dass es dazu, zur demokratischen Festigung, dringend die Kunst braucht und ihre Freiheit.

Haben wir den Mut,
mea ois wia mia zu sein!

Katja Gasser, Künstlerische Leiterin des Gastlandprojekts
(c) Ingo Pertramer

Gastland Österreich? Wozu?

Um ein Land kennen zu lernen, gibt es viele Wege. Vom Pauschaltourismus zur individuellen Entdeckungsreise, von der Beschäftigung mit alten Traditionen zur Inspektion neuer Lebensformen. Der Königinnenweg aber ist die Literatur. In ihr ist die widersprüchliche Geschichte wie die Gegenwart mit ihren Gestaltern und Verunstaltern, mit ihrem Reichtum und ihrer Armseligkeit verzeichnet, im kritischen Abbild, im utopischen Gegenbild, in der sprachlichen Gestaltung. Die Literatur hat keine nationale Bestimmung, aber töricht wäre es zu glauben, dass die Globalisierung an jedem Ort der Erde dieselbe Farbe habe und dieselben fruchtbaren oder furchtbaren Folgen zeitige. Es ist daher weiterhin sinnvoll, die zeitgenössische Literatur nicht nur in der digitalen Ortlosigkeit zu suchen, sondern an konkreten Orten der realen Welt. Und dazu taugen zum Beispiel Länderschwerpunkte bei Buchmessen.

Und außerdem ist es gut, unsere deutschen Nachbarn daran zu erinnern, dass Österreich nicht im Rang von deutschen Bundesländern wie Mecklenburg/Vorpommern oder Baden-Württemberg steht. Darauf zu beharren, können nur zeitgeistbeflissene Wirrköpfe als nationalistische Anwandlung missverstehen.


Karl-Markus Gauß

Karl-Markus Gauß, ausgezeichnet mit dem Buchpreis für Europäische Verständigung 2022 (c) Ingo Pertramer

Beirat

Mag. Verena Brunner-Loss, Inhaberin Buchhandlung Brunner, Vorarlberg

Dr. Alexander Potyka, Verleger des Picus Verlag
Dr. Kurt Reissnegger, Ressortleiter Literatur und Hörspiel, Ö1, ORF
Gerhard Ruiss, Geschäftsführer IG Autorinnen Autoren
Dr.in Brigitte Schwens-Harrant, Ressortleiterin Literatur und Feuilletonchefin, Die Furche
Dr. Robert Stocker (Vorsitzender), Leiter Literatur/Verlagswesen/Büchereien, Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport

Leitung

Dr.in Katja Gasser

Künstlerische Leitung

Gustav Soucek

Geschäftsführung

Patrick Zöhrer

Patrick Zöhrer

Geschäftsführung

Team

Mirjam Flender

Pressebüro, projekt2508

Verena Münsberg

Ansprechpartnerin Buchhandel, projekt2508

Mag.a Verena Müller

Produktionsleitung

Lesley Kirnbauer, MA

Projektkoordination

Julia Stumvoll, MA

Projektkoordination

Ruth Kronbichler, BA BA

Projektkoordination

Gestaltung

Design und Website: EN GARDE, Art Director Thomas Kloyber, Bruno Stoefs
Social Media: Happy House Media, Yannick Kurzweil, Tatjana Lukas