GASTLAND ÖSTERREICH LEIPZIGER BUCHMESSE 27. BIS 30. APRIL 2023 GASTLAND ÖSTERREICH LEIPZIGER BUCHMESSE 27. BIS 30. APRIL 2023 GASTLAND ÖSTERREICH LEIPZIGER BUCHMESSE 27. BIS 30. APRIL 2023 GASTLAND ÖSTERREICH LEIPZIGER BUCHMESSE 27. BIS 30. APRIL 2023 GASTLAND ÖSTERREICH LEIPZIGER BUCHMESSE 27. BIS 30. APRIL 2023 GASTLAND ÖSTERREICH LEIPZIGER BUCHMESSE 27. BIS 30. APRIL 2023 GASTLAND ÖSTERREICH LEIPZIGER BUCHMESSE 27. BIS 30. APRIL 2023 GASTLAND ÖSTERREICH LEIPZIGER BUCHMESSE 27. BIS 30. APRIL 2023 GASTLAND ÖSTERREICH LEIPZIGER BUCHMESSE 27. BIS 30. APRIL 2023 GASTLAND ÖSTERREICH LEIPZIGER BUCHMESSE 27. BIS 30. APRIL 2023 GASTLAND ÖSTERREICH LEIPZIGER BUCHMESSE 27. BIS 30. APRIL 2023

Archive des Schreibens: Robert Prosser

Bis zum Österreich-Schwerpunkt bei der Leipziger Buchmesse 2023 entstehen zahlreiche Porträts von österreichischen Schriftsteller:innen für TV und Online als Folge einer Kooperation zwischen dem ORF und dem Gastlandprojekt „mea ois wia mia“. Titel der Reihe: ‚Archive des Schreibens‘. Im zweiten Kapitel erzählt Robert Prosser über seine Poetik der Bewegung.


Es sind nicht die Gewalt und der Krieg selbst, die sich als Leitmotive durch das Romane, Reportagen, Prosabände, Libretti und Spoken-Word-Performances umfassende Werk Prossers ziehen: „Was mich interessiert, sind oft die Auswirkungen. Das Echo, das zum Beispiel der Bosnien-Krieg in der österreichischen Gesellschaft, in der österreichischen Gegenwart immer noch findet.“


Diesem Echo hat er 2017 in seinem Roman „Phantome“ nachgespürt. Der politische Roman benennt schonungslos und temporeich die Verleugnung von traumatischer Geschichte: „Eigentlich hat die Belagerung Srebrenicas nie geendet, denke ich mir, Dörfer oder Kleinstädte wie Kravica, wie Milici und die dort geschehenen, ungesühnten Verbrechen umschließen die Gedenkstätte wie ein unsichtbarer Wall, rund um Srebrenica gruppieren sich Orte, an denen so getan wird, als wäre nie auch nur ein Muslim ermordet worden.“


Robert Prossers Abende, in denen er mit seinen Büchern auftritt, sind mehr Performance als Lesung. Er rezitiert aus dem Gedächtnis und setzt seinen Körper als Instrument ein – erst dadurch wird die rhythmische Struktur seiner Texte, die oft an Hip-Hop-Beats angelegt ist, zur Geltung. Inzwischen hat sich aus den Rezitationen das musikalische Projekt „Drumbadour“ entwickelt, in dem Prosser zusammen mit Schlagzeuger Lan Sticker den Text seines letzten Romans „Gemma Habibi“ (2019) weiter treibt.


Darin ging es ums Boxen – und wiederum um die großen kriegerischen Verwerfungen, die unsere Gegenwart beeinflussen. Das Boxen, seine Intensität, Rhythmik und Geschwindigkeit, die Disziplin hinter dem Kampf, grundiert Prossers Texte seither – und verhilft ihm zu einer ganz eigenen Mischung von Politik und Sprachkunst, die ihm seinen Platz in einem Schreibarchiv der Gegenwart einräumt.

Das zweite Kapitel von „Archive des Schreibens“ wurde im Rahmen des „kulturMontag“ am 16. Mai auf ORF 2 ausgestrahlt.