GASTLAND ÖSTERREICH LEIPZIGER BUCHMESSE 27. BIS 30. APRIL 2023 GASTLAND ÖSTERREICH LEIPZIGER BUCHMESSE 27. BIS 30. APRIL 2023 GASTLAND ÖSTERREICH LEIPZIGER BUCHMESSE 27. BIS 30. APRIL 2023 GASTLAND ÖSTERREICH LEIPZIGER BUCHMESSE 27. BIS 30. APRIL 2023 GASTLAND ÖSTERREICH LEIPZIGER BUCHMESSE 27. BIS 30. APRIL 2023 GASTLAND ÖSTERREICH LEIPZIGER BUCHMESSE 27. BIS 30. APRIL 2023 GASTLAND ÖSTERREICH LEIPZIGER BUCHMESSE 27. BIS 30. APRIL 2023 GASTLAND ÖSTERREICH LEIPZIGER BUCHMESSE 27. BIS 30. APRIL 2023 GASTLAND ÖSTERREICH LEIPZIGER BUCHMESSE 27. BIS 30. APRIL 2023 GASTLAND ÖSTERREICH LEIPZIGER BUCHMESSE 27. BIS 30. APRIL 2023 GASTLAND ÖSTERREICH LEIPZIGER BUCHMESSE 27. BIS 30. APRIL 2023

Archive des Schreibens: Raphaela Edelbauer

Acht Stunden schreiben, danach ein bis zwei Stunden Sport – so lautet die Tagesformel, mit der Raphaela Edelbauer in den letzten sechs Jahren vier hochambitionierte Bücher vorgelegt hat. Inzwischen spielt sie in der ersten Liga der deutschsprachigen Gegenwartsliteraur.

Edelbauers Schreiben zeugt von Beginn an von großem Selbstbewusstsein. Schließlich hat sie als erste Publikation eine Poetik namens „Entdecker“ veröffentlicht, die die Grenzen von Sprache und Naturwissenschaft auslotet.

Damit hat sie von Anfang an markiert, dass sie einem starken Werkbegriff anhängt, wie sie auch im ORF-Gespräch betont: „Im Grunde interessiert mich eine Frage durchwegs, durch alle Werke hindurch, und das ist die Frage, was Sprache ist.“

Was Sprache ist und wo ihre Grenzen liegen, diesen Bereich erkundet die Absolventin der Philosophie und der Sprachkunst seit ihrem ersten Roman „Das flüssige Land“ (2019) systematisch.

War es darin die Physikerin Ruth, die als unzuverlässige Erzählerin eine verdichtete Österreich-Parabel zwischen NS-Schuld und Phantastik vermittelte, nahm sich Edelbauer vor, in „Dave“ (2021) Künstliche Intelligenz erzählbar zu machen.

In ihrem aktuellen, kürzlich erschienenen Roman „Die Inkommensurablen“ (2023), der drei jungen Menschen durch ein Wien am Rande des Ersten Weltkriegs folgt, verschiebt sie den Fokus von Physik und Computerwissenschaften Richtung Massenpsychologie.

Gemeinsam ist ihren Romanen ein großer sprachlicher Aufwand, mit dem sie in Tiefenbohrungen eine Kunstsprache entwickelt, die sich vor historischen und zeitgenössischen Vorbildern der österreichischen Literatur von Robert Musil über Alfred Kubin bis hin zu Elfriede Jelinek verbeugt, ohne den einen oder die andere dabei zu kopieren.

Zwischen sprachlicher Extravaganz und bildungssattem Recherchehintergrund – findet man in den „Inkommensurablen“ doch Arthur-Schnitzler-Anleihen, psychoanalytische Diskurse und Schönberg-Exegesen – verlässt Edelbauer aber nie die Lust am literarischen Spiel.
Leistungssport und Bezugssysteme

Diese lebt sie auch mit der „Pataphysischen Gesellschaft Wien“ aus, die sie mitgegründet hat. Die Pataphysik, die Wissenschaft von den imaginären Lösungen hat selbst ein literarisches Bezugssystem – wurde sie doch vom französischen Autor Alfred Jarry ersonnen.

Neben Literatur, Philosophie und Naturwissenschaften kennt ihr Schreiben aber noch weitere Einflüsse, allen voran die digitalen Welten von Computerspielen, denen ja „selbst eine eigene Form von Weltwahrnehmung zugrunde liegt“, so Edelbauer.

Ohnehin bleibt als Ausgleich für das als Leistungssport betriebene, tägliche Schreiben das körperliche Training, denn: „Für mich ist der Körper die Grundlage unseres Lebens. Ich glaube, dass wir zunächst leibliche Geschöpfe sind und dass alle unsere Geisteskräfte davon abhängen.“

Das Projekt „Archive des Schreibens“
„Archive des Schreibens“ ist ein Kooperationsprojekt zwischen dem ORF und dem Gastlandprojekt Österreich bei der Leipziger Buchmesse 2023. TV, Online und Radio präsentieren gemeinsam die neue Generation des Schreibens in Österreich. Die Autorinnen und Autoren sprechen dabei über sich selbst, ohne dass jemand ihre Arbeit von außen kommentiert. Bis zum Österreich-Schwerpunkt bei der Leipziger Buchmesse 2023 sollen zahlreiche Porträts des neuen Schreibens entstehen und darüber hinaus weiter produziert werden.

Hier geht’s zum Video.

Text: Florian Baranyi